Vier georgische Frauen, wie die Autorin in den 90er Jahren aufgewachsen, stehen im Mittelpunkt des Romans „Das mangelnde Licht“. Sie treffen sich nach Jahren bei der Eröffnung einer Retrospektive der Fotografin Dina, die nicht mehr am Leben ist. Dinas Fotos tragen Keto, Nene und Ira zurück in die Zeit ihrer gemeinsamen Jugend in Tbilissi. Die Zeitreise ist schmerzvoll und wirft Fragen auf. Haratischwili erzählt vom Aufwachsen in einer traditionellen, patriarchalischen Gesellschaft, in die Gewalt und Krieg als Rituale eingeschrieben sind. So verschieden die Lebensentwürfe der Frauen sind, sie alle sind von der Zeit des Krieges und der gesellschaftlichen Umbrüche geprägt.
Nino Haratischwili ist 1983 in Tiflis geboren. Ihre Mutter flüchtete 1995 mit ihr nach Deutschland. Hinter den Georgiern lagen die kriegerischen Auseinandersetzungen des Südossetienkrieges, der damit endete, dass Georgien seinen ersten unabhängigen Präsidenten nach der Sowjet-Ära durch einen Putsch wieder verlor.
Nino Haratischwili kehrte 1997 im Alter von 14 Jahren allein nach Georgien zurück. Sie gründete eine deutsch-georgische Theatergruppe, für die sie Stücke schrieb und inszenierte. An der Staatlichen Schule für Film und Theater in Tiflis nahm sie ein Studium der Theaterregie auf, dass sie 2003 an der Theaterakademie Hamburg weiterführte und 2007 abschloss. Sie schreibt und inszeniert Stücke in Göttingen, Hamburg und Berlin und schreibt Erzählungen, Essays und Romane. „Das mangelnde Licht“ ist ihr fünfter Roman. Haratischwili wurde für ihr literarisches Werk mit dem Anna-Seghers-Preis und der Carl-Zuckmayer-Medaille geehrt.
Die Lesung mit Nino Hartischwili ist der zweite Teil der Lesereihe FRIEDEN STADT KRIEG und wird finanziert durch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung.